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Die Grabungen am steinzeitlichen Ruinenhügel Göbekli Tepe, der etwa 15km nordöstlich von Şanlıurfa gelegen einen langestreckten Bergzug bekrönt, werden seit 1995 vom Deutschen Archäologischen Institut in Zusammenarbeit mit dem Museum in Şanlıurfa unternommen. Sie erbrachten Befunde, die mit ihrer Reichhaltigkeit und Monumentalität unser Bild von der Entstehung seßhafter und bäuerlicher Gesellschaften in wichtigen Bereichen verändern. Es waren nicht primitive Anfänge, aus denen heraus die neolithischen Gesellschaften Vorderasiens erwuchsen. Es waren jägerische Gruppen, die bruchlos das Erbe der „Großen Zeit der Eiszeitjäger“ Eurasiens fortführten und die zu bislang nicht bekannten und auch nicht erwarteten Leistungen, besonders auf dem Gebiet der Architektur, befähigt waren (Schmidt 2006, 2007). Der vorliegende Bericht

Der Göbekli Tepe ist erstmals im Rahmen eines 1963als Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Chicago und Istanbul durchgeführten Surveys als archäologischer Fundplatz erkannt worden. In seinem Bericht zu diesen Arbeiten schildert Peter Benedict (1980)den Ort als von Einsenkungen untergliederten Komplex von Erhebungen aus roter Erde, deren Hänge von Feuerstein geräten übersät seien. Zwei kleine Friedhöfe befänden sich im Bereich der Fundstelle. Der Eindruck des Survey teams lässt sich gut anhand vonLuftbildern nachvollziehen, die vor dem Beginn der Grabungsarbeiten entstanden (Abb. 1). Tatsächlich liegt der Göbekli Tepe als rot-brauner Hügel von bis zu 15 m Mächtigkeit und etwa 300 m Umfang als herausragendes Geländemerkmal auf dem höchstenPunkt der Germuş Berge. Er hebt sich weithin

Die Menschen der Eiszeit lebten in allen Regionen der Welt, die als menschliche Lebensräume erschlossen waren, als Wildbeuter, denn die nahrungsproduzierende Lebensweise und die hierfür notwendigen Kulturpflanzen und Haustiere waren ihnen noch unbekannt. Es war „die große Zeit der Eiszeitjäger“ (Bosinski 1987), die mit viel Know How den Herausforderungen einer oft lebens- feindlichen Umwelt trotzten. Mit der „Eiszeitkunst“ hinterließen sie uns beeindruckende Zeugnisse einer spirituellen Welt, die an die Mythen der Traumzeit der australischen Aborigines zu erinnern vermag. Naturheilige Plätze, besondere landschaftliche Formationen, Felsschutzdächer oder Höhlen, oder auch nur besondere Bäume, markierten den Ort für sakrale Handlungen, auch wenn nur in Ausnahmefällen ortsgenau lokalisiert werden kann, welche Plätze

Erinnerungsorte sind Kristallisationspunkte für das kollektive Gedächtnis einer sozialen Gruppe. Es muss sich hierbei nicht unbedingt um einen geographischen Ort handeln, es können ebenso mythische Gestalten, bestimmte Ereignisse oder Kunst- werke sein, die den Erinnerungsort bilden. Diese „Orte“ besitzen eine besondere, aufgeladene, symbolische Bedeutung, die für eine bestimmte Gruppe eine identitätsstiftende Funktion hat – auf dieser Grundlage jedenfalls sammelte der französische Historiker PIERRE NORA den Stoff für eine sieben- bändige Veröffentlichung über die Erinnerungsorte Frankreichs,2 eine Arbeit, die in Deutschland (und einigen anderen Ländern Europas) schnell eine Nachahmung gefunden hatte, auch wenn die deutsche Ausgabe mit ihren drei Bänden3 nicht ganz so üppig ausfiel wie das französische Werk.

Oben tritt die Schichtung des blanken Gesteins in hellen Kanten hervor (die beschriebene Struktur ist übrigens im Satellitenbild von Bing – Abb. 2 – deutlich besser zu erkennen als bei Google Earth). An den Nordhängen versucht man, die Erosion mit Pinienaufforstungen zu begrenzen. Auf halber Strecke dieses ansonsten kahlen Höhenzugs hat sich auf einem etwas breiteren Gratabschnitt eine Restinsel roten Bodens erhalten, der hier noch ein paar kleine Kuppen überdeckt. Die Fläche wurde sogar noch landwirtschaftlich genutzt, bis die Archäologen das Gelände pachteten, um weitere Zerstörungen der Landwirte an aus dem Boden ragenden Steintafeln zu unterbinden. Herausragende Pfeilerköpfe hatten beim Pflügen gestört und wurden von den Bauern zerschlagen.

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