Die 1983 bis 1991 vom Heidelberger Institut für Ur- und Frühgeschichte unter der Leitung von Harald Hauptmann unternommenen Forschungen in Nevah Qori erbrachten die detaillierte Kenntnis einer großflächig ergrabenen, frühneolithischen Siedlung im türkischen Euphratgebiet in der Südosttürkei’. In diesem von H. Louis als Obermesopotamien benannten Landesteil2 bietet Nevah Qori zusammen mit Qayönü und Hallan Qemi die wichtigsten Grundlagen unserer Kenntnis frühneolithischer Kulturentwicklung (Abb.1)3. Als bedeutendstes Ergebnis ist die Überwindung einer levantinozentrischen Sicht der Entstehung des vorderasiatischen Neolithi- kums, die forschungsgeschichtlich durch die Entdeckung der Prepottery Neolithic A tnd B- (abgekürzt PPN A und PPN B) Schichten in Jerichoa vorgeprägt wurde, herauszustellen. Obermesopotamien kann heute als eigenständiger, wenn nicht wichtigster Zweig der frühneolithischen Landschaften Vorderasiens betrachtet werden.
Die Untersuchungen in Nevah Qori eröffneten darüber hinaus die Blickrichtung auf eine Welt bisher unbekannter großplastischer Bildwerke’, deren Bedeutung der der jungpaläolithischen Höhlenkunst kaum .rnchstehen dürfte. Die 1995 begonnenen Arbeiten an frühneolithischen plätzender Region um Urfa (heute $anhurfa) setzen diese Forschungen in einer dem Euphratraum um Nevair Qori benachbarten Landschaft fort6. Sie konzentrieren sich auf zwei in unterschiedlicher topographischer Position gelegene Fundplätze und erbrachten bereits nach der ersten Feldkrp”g.r. 1995 Ergebnisse, die das aus Nevah Qori bekannte Bild ergänzen und bereichern. Sie erweitern vor allem die schon dort sichtbare gewaltige Dimension kultischer Anlagen um den Aspekt einer an herausragender landschaftlicher Stelle gelegenen, großen, offenbar primär in dieser Hinsicht einzuordnenden Stätte’